So, meine (Damen und) Herren, ich habe Sie in dieser Kolumne bisher mit allen unangenehmen Themen verschont. Doch Ihnen war schon klar, dass der Tag kommen wird, an dem ich – als Frau sozusagen – mal etwas über „Diversity“ schreiben werde, oder?

Achtung Spoiler: Es wird Sie interessieren. Denn was Sie jetzt erfahren, wird sie nicht nur zu einem besseren Menschen machen, sondern auch geschäftlich zu einem erfolgreichen Digital Leader. Bringen wir’s hinter uns.

Haben Sie zufällig Mitte der Woche dieses Interview im Handelsblatt (mit Digitalpass, sonst auf Blende) gelesen, in dem „zwei der führenden Journalistinnen Europas“ über Flüchtlingspolitik, die Lehrer aus der Finanzkrise und die Rolle der Medien in der digitalen Welt sprechen? Die beiden Damen heißen Miriam Meckel und Zanny Minton Beddoes. Die eine ist Chefredakteurin der Wirtschaftswoche, die andere vom britischen Wirtschaftsmagazins Economist.

Who is Who der westlichen Medienwelt trifft sich auf DLD
Das Timing der Veröffentlichung ist gut gewählt, denn gestern startete die „Digital Life Design“-Konferenz in München, vom Zeichner Peter Buhlo Böhling auf Twitter liebevoll-respektlos als „Burdas dreitägige Internetparty“ beschrieben (der DLD können Sie auf Twitter unter dem Hashtag #dld16 folgen).

Auf dieser DLD-Konferenz trifft sich das Who is Who der westlichen Medienwelt. Klar, dass man sich im Vorfeld öffentlich mit intelligenten Äußerungen positioniert. Aber unabhängig davon, dass die Arbeitgeber von Meckel und Beddoes die Kunst des intelligenten Personal Brandings verstehen, ist das Interview absolut LESENSWERT.

Antworten zur Medienkrise
Warum? Weil es kluge Analyse zu den brennenden Themen unser Zeit beinhaltet. Weil Meckel und Beddoes es verstehen, auch bei schwierigen Sachverhalten sachlich zu bleiben und interessante Fragen stellen. Sie sehen trotz der großen Herausforderungen unserer Zeit nicht schwarz, sondern sie geben intelligente und lösungsorientierte Antworten. Am Besten gefallen mir die Antworten zur Medienkrise.

Garbor Steingart: „Sie beide hören sich erfreulich optimistisch an. Ist der Ausdruck ‚Medienkrise‘ für das, was wir gerade erleben, überhaupt der richtige Terminus?“

Minton Beddoes: „Wir erleben eine Zeit von enormer kreativer Zerrissenheit; es gibt Angst vor dem Neuen und daneben die wilde Neugier, alles auszuprobieren. In meinen Augen bietet die digitale Revolution unterm Strich mehr Gelegenheiten als Bedrohungen.“

Meckel: „Wir durchleben keine Krise, sondern eine Transformation. Solche Entwicklungen hat es schon während der letzten Jahrhunderte gegeben, und jetzt passiert es wieder. Wer mutig und kreativ ist, wird Erfolg haben und neue Wege zu den Leserinnen und den Nutzern finden. Wer verzagt reagiert, hat schon verloren.“

Digitale Führungskräfte sehen positiv in die Zukunft
Damit sind wir wieder bei dem Thema unserer Kolumne angekommen: Digital Leadership. Eine digitale Führungskraft sieht positiv in die Zukunft und betrachtet die Herausforderungen der digitalen Transformation als eine Chance, sich auf Veränderungen einzustellen und mittels innovativer Produkte im Geschäft zu bleiben.

Jeder Entscheider, der in der heutigen Zeit Rendite orientiert denkt, muss laut der Studie „Productive Disruptors: Five Characteristics That Differentiate Transformational Leaders“ der Personalberatung Russel Reynolds diese fünf Kriterien leben: disruptiv und innovativ sein, mutig in der Führung, sozial hoch kompetent und entschlossen.

Aus meiner Sicht war es richtig, dass die Wirtschaftswoche mit Miriam Meckel eine Frau in die Chefredaktion berufen hat, die mutig ist, Entschlossenheit zeigt, nach vorn zu gehen und Herausforderungen anzunehmen, die auf jeden Fall Innovationen zulässt, vielleicht auch wenig Disruption. In ihrem Interview zeigt sie Mut in der Führung. Doch was „sozial hoch kompetent“ angeht, vermag ich nichts über Frau Meckel zu sagen.

Diversity rechnet sich
Bei dem Stichwort fällt mir sofort Donna Carpenter ein, CEO beim Snowboardhersteller Burton. Sozial kompetent bedeutet unter anderem, Unterschiede im menschlichen Sein zuzulassen. Wie Teresa Bücker, Chefredakteurin von Edition f, dem „digitalen Zuhause für Frauen, die mehr wollen – im Job und im Leben“, in einem informativen Interview mit Carpenter herausstellt, ist „Diversity“ DIE disruptive Voraussetzung für Innovation und Mitarbeiterzufriedenheit. Erst als Burton „Diversity“-Management zum Kernthema der Unternehmensführung erklärte und deshalb nach und nach ausreichend viele Führungspositionen mit Frauen bekleidete, setze sich das Managementteam für flexiblere Arbeitszeiten, vom Unternehmen bezahlte Kinderbetreuung, Elternzeit für Väter und ein Mentoringsystem für den Nachwuchs ein – alles Maßnahmen, von denen auch männliche Führungskräfte der Generation Y gern profitieren.

Und „Diversity“ rechnet sich, so Bücker: „Donna hat bei Burton einen Bottom-up-Ansatz umgesetzt und tatsächlich möglichst viele Mitarbeiterinnen dauerhaft eingebunden, um das Unternehmen diverser zu machen. Sie hat die Erfolge direkt messbar machen können und gezeigt, dass Diversität sich auszahlt.“

Noch Fragen, die Damen und Herren? Kommentare sind herzlich willkommen. Schreiben Sie mir.

Und vielen Dank, dass Sie dabei geblieben sind.

Bis zum nächsten Montag und einer neuen Folge meiner Kolumne Thank God, it’s Leadership Monday!

Ihre Christiane Brandes-Visbeck