Sie erinnern sich? Vor Weihnachten, also gefühlt vor einer Ewigkeit, haben Sie sich gefragt, ob Sie ein Chef aus der Hölle sind. Wenn ja, dann wird’s Zeit für einen “pivot”. Sie wissen nicht, was das ist? Macht nichts. Da kann Ihnen geholfen werden. Mit unserer “Leadership Bucket List. 2016 Edition”.

Haben Sie über die Festtage auch am Smartphone gechillt, wenn Ihnen die Weihnachtsnummer zu heftig wurde? Kam sicherlich nicht so gut. Ihre Familie weiß ganz genau: Wer bekommt in Deutschland schon während des heiligen Christfests wichtige Mails oder Messages Möglicherweise haben Sie dieser Tage mal wieder den Kollegen Mayr vom International Sales beneidet, der sich wegen einer dringenden Nachricht seines Kunden in Shenzhen einfach so ausklinken kann. Diesmal nicht bei der langweiligen Besprechung mit dem Chefchef, sondern beim bemühten Singen um den häuslichen Tannenbaum. Egal. Sie wissen auch, was Sie wollen. Und dazu gehört mit Sicherheit, dass Ihnen keiner ein X für ein U vormachen kann!

Lassen wir die Feiertage hinter uns und schauen wir mutig nach vorn. Und was fällt nicht nur jedem Kolumnisten zur Zeit zwischen den Jahren ein? Na klar, etwas mit guten Vorsätzen. Sie haben sicher bemerkt, dass ich gerade zwei Redewendungen verlinkt habe. So servicemäßig. Damit wollte ich Ihnen die Chance geben zu bemerken, dass a) schon die Alten Römer wussten, wie man Zahlen manipuliert (unnützes Wissen, das brauchen Sie für diese Kolumne nicht wirklich) und b) Sie noch bis zum 5. Januar Zeit haben, sich mit dem Nachfolgenden gedanklich zu beschäftigen. Denn traditionell geht das neue Jahr erst am 6. Januar los. Dann brauchen Sie das, was ich Ihnen gleich als geheimes Erfolgsrezept für Ihren Weg zur Digital Leadership Excellence aufgeben werde.

Los geht’s mit meinen “V-Tipps” (wenn Sie den ersten Wikipedia-Eintrag gelesen haben, wissen Sie, dass das “U” bei den alten Römern für das “V” stand, einer Zahl. Wir verschriften die mit unseren arabischen Schriftzeichen als “5” und schreiben im Fließtext “fünf”. Ich weiß, Sie wissen das alles schon. Sie haben das große Latinum absolviert und beherrschen die deutsche Rechtschreibung besser als Ihre hochgeschätzte Sekretärin, obwohl Sie ihr in den letzten 15 Jahren bereits fünf hochpreisige Seminare zur Korrespondenz-Expertin finanziert haben.) Also, jetzt aber, auf geht’s:

Die “Leadership Bucket List. 2016 Edition”
Gute Vorsätze kann jeder. Alle wollen im neun Jahr abnehmen, mehr Sport treiben, weniger trinken und/oder früher ins Bett gehen. Das ist langweilig und meistens das, was man heute nicht „nachhaltig” nennt. Die guten Vorsätze verpuffen im Nichts wie 70 Prozent der Changeprojekte in Unternehmen.

Reden wir also über eine Bucket List. Auf so einer Liste halten Amerikaner alles fest, was sie bis zu ihrem Ableben noch einmal gemacht haben wollen. Das sind Herzenswünsche, wichtige Vorhaben – eben mehr als gute Vorsätze.

Fünf Dinge, die Sie bis zum Ende das Jahres unbedingt gemacht haben sollten

1. Wenn Sie etwas nicht wissen, fragen Sie ganz #social nach
Sie kennen doch Online-Foren im Internet, bei denen man auch anonym nachfragen kann, wie man sich am günstigsten scheiden lässt, ob der neue BMW i8 mehr als nur den Zeitgeist beschleunigt oder ob ein Gutschein für ein Candlelight Dinner im Chateau Mon Desir (Mauritius) der anspruchsvollen Missus gefallen könnte.

Solche Wissensbörsen gibt es auch für digitale Experten und Lernende. Meist handelt es sich dabei um öffentliche oder geheime Facebook-Gruppen, in denen Fragen zu Social Media, Unternehmertum, Muttersein oder zum eigenen Start-up-Erfolg gestellt werden können.

Im Digitalen gilt es als schick zu zeigen, dass man hart arbeitet, aber natürlich nicht alles weiß. Da erklären nicht SIE den anderen die Welt, sondern die anderen IHNEN. Das Konzept ist simpel: Sie bitten um Aufnahme in die Gruppe, stellen sich mit Vornamen, also per du, mit wenigen Worten der Gruppe vor und danken allen für die Aufnahme. Ab jetzt lesen Sie still mit, klicken ab und zu mal auf „gefällt mir” und wenn Sie den Ton und die Sprache der Gruppe verinnerlicht haben, dürfen Sie ganz bescheiden etwas kommentieren: “Super Frage, Torben, das wollte ich wissen. Danke, Nina, für die den Link. Deinen Blogpost dazu kann ich nur empfehlen.” Wenn die Gruppenmitglieder Sie nett und sympathisch finden, dürfen Sie auch mal was fragen. Und wenn Sie irgendwann ganz bescheiden durchblicken lassen, dass Bert im Ihrem Team es super findet, dass Sie in dieser Gruppe sind, werden Sie bald der Star der Gruppe sein. Sie mutieren zum lebenden Beweis dafür, dass es auch Chefs gibt, die nicht aus der Hölle sind. Klingt entspannt, oder? Vielleicht klappt das Prinzip auch bei Ihnen im Büro? Seien Sie innovativ und testen Sie es aus…

2. Wenn Ihnen nichts Schlaues einfällt, #crowdsourcen Sie
Ganz ehrlich und Hand auf’s Herz: Das haben Sie und alle Chefs auf der ganzen Welt doch immer so gemacht. Einen Auftrag vom Chefchef angenommen, an das Team delegiert und das Ergebnis dann als das eigene ausgeben – wenn es oben gut ankam.

So ähnlich geht das im Internet auch. Doch es gibt zur sozialen und digitalen Szene einen klitzekleinen Unterschied: Wenn Sie die “crowd”, also viele andere, um Hilfe oder Input bitten, müssen Sie IMMER und immer wieder artig “Danke” sagen. Die Währung hier heißt shares, likes, favs. Also die Antwort teilen, auf “gefällt mir” klicken und/oder favorisieren.

Aus dem Crowd-Ansatz lassen sich übrigens auch neue Arbeitsformen ableiten wie Crowdworking, das vielleicht irgendwann auch in Ihrer Abteilung Einzug halten wird. Sie wären dafür vorbereitet…

3. Wenn Ihnen alles zu lange dauert, fordern Sie #agiles Vorgehen
Der Lateiner in Ihnen weiß, dass der Begriff “agil” mit flink oder beweglich übersetzt werden kann. Der Begriff kam in unserer Zeit zuerst in der Softwareentwicklung zu tragen. Laut Wikipedia versucht “Agile Softwareentwicklung (…) mit geringem bürokratischem Aufwand, wenigen Regeln und meist einem iterativen Vorgehen auszukommen.”

Das Konzept vom Agilen eignet sich auch gut zum Verschlanken anderer Prozesse im Büro. Haben Sie schon einmal überlegt, warum es so lange dauert, bis ein Text abgestimmt oder eine Vorstandsvorlage geschrieben ist? Ich weiß, es ist mühsam, jeden Prozess neu zu hinterfragen. Mein erster Chef sagte immer zu uns Angestellten: “Qualität kommt von Quälen…”

4. Wenn Ihnen ein Ergebnis nicht gefällt, ordnen Sie ein #Pivoting an
Jetzt kommen wir mal zu einem erfreulichen Aspekt des Digital Leadership: das Pivoting. Im Start-up-Bereich bezeichnet man mit Pivot oder Pivoting die Veränderung eines Geschäftsmodells nach der Lean Startup-Methode. Das heisst, immer dann, wenn etwas nicht so funktioniert, wie es soll, können Sie ganz entspannt über einen Pivot nachdenken, ohne dass Ihnen jemand sagt, dass Sie einen Fehler gemacht haben oder Schuld daran sind, wenn etwas anders kommt als erwartet. Pivot gehört bei anständigen digitalen Innovationsprozessen einfach dazu.

5. Wenn Sie mal wieder während einer Sitzung mit dem Smartphone spielen, testen Sie eine App. #DigitalPlayground
Zum Digital Leadership gehört auch, dass man sich mit den digitalen Möglichkeiten vertraut macht und möglichst täglich auf den neusten Stand bringt. Die digitale Welt ist wie ein großer Spielplatz. Und das Kind mit den besten Förmchen hat die meisten Freunde. Das klingt nach Wettbewerb und ganz viel Spaß. Ich bin mir sicher, dass Sie und Ihre Kumpels sich häufig über neue Apps austauschen.

So wie Sie sich mit der News-App von einem Start-up aus den Niederlanden die Nachrichten kuratieren (auswählen) lassen, so können Sie mit einer App die Größe Ihres Büros ausmessen, mit mehreren Autoren an verschiedenen Orten gleichzeitig ein Excel-Dokument bearbeiten oder für das Geschenk Ihres Golfpartners Geld einsammeln.

Ich bin mir ganz sicher: Mit dieser “Leadership Bucket List. 2016 Edition” bleiben Sie garantiert kein Chef aus der Hölle. Damit haben Sie schon Ihren zweiten Schritt zum Digital Leader gewagt! Den ersten haben wir hier beschrieben.

Und wenn Sie so richtig cool digital rüber kommen wollen, dann führen Sie Ihre Leadership Bucket List mit dieser Page.
Viel Spaß!

Bis zum nächsten Montag und einer neuen Folge meiner Kolumne Thank God, it’s Leadership Monday.

Einen inspirierenden Jahreswechsel wünscht Ihnen,

Ihre Christiane Brandes-Visbeck